Weissteiner tolle Siebte: Beste Europäerin

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Das Rennen ihres Lebens lief Silvia Weissteiner beim 5000-m-WM-Finale in Berlin. Hinter drei Kenianerinnen und drei Äthiopierinnen wurde die Sterzingerin hervorragende Siebte. In 15.09,74 gelang ihr auch eine sehr gute Zeit - und dies trotz einer langsamen Anfangsphase (3.06, 6.11, 9.15 und 12.15).

Silvia Weissteiner hat im 5000-m-Finale der Leichtathletik-WM in Berlin ein kleines Wunder geschafft. Die 30-Jährige aus Gasteig lief auf den sensationellen siebten Rang. Erstmals konnte Weissteiner mit Genzebe Dibaba eine der für unschlagbar gehaltenen Äthiopierinnen bezwingen. Weissteiner war die schnellste Nicht-Afrikanerin. Mit Alemitu Bekele und Sara Moreira konnte sich auch die ersten beiden der Hallen-EM hinter sich lassen.

Silvia Weissteiner hatte die italienischen Qualifikationsnormen für die WM nicht erfüllt. Dennoch nominierte sie die Fidal für die WM. Die 30-Jährige bedankte sich mit einer sensationellen Leistung. Ihr Ziel war, den 12. Platz von der WM 2007 in Osaka zu verbessern. Dass es Platz sieben werden würde, damit hatte selbst Weissteiner nicht gerechnet. "Das war heute super, ich bin total überrascht. Im Optimalfall hatte ich auf Platz gehofft, aber das ich Siebte werde, hätte ich nie gedacht", so eine überglückliche Silvia Weissteiner.

Der 162 cm großen und nur 47 kg leichten Südtirolerin ist es gelungen, erstmals in die Phalanx der Kenianerinnen und Äthiopierinnen einzudringen, die in der Jahresweltbestenliste die ersten elf Ränge besetzen. Auf der Zielgeraden überholte sie die Äthiopierin Genzebe Dibaba. Zu ihren "Opfern" zählen auch Alemitu Bekele und Sara Moreira, die bei der Hallen-EM in Turin über 3000 m Gold und Silber gewonnen hatten. Damit ist Weissteiner beste "Weiße" und beste Europäerin.

Gold ging an Vivian Cheruiyot in 14:57.97 vor ihrer kenianischen Landsfrau Sylvia Kibet, die 2007 beim Bozner Silvesterlauf Boclassic gewonnen hatte. Meseret Defar (Äthiopien) musste sich mit Rang drei begnügen. Weissteiner erzielte in 15:09.74 die zweitbeste Zeit ihrer Karriere. Die Bestzeit war sie ebenfalls in Berlin gelaufen.
Für eine neue Bestzeit war das Tempo auf den ersten vier Kilometern heute zu verhalten. Weissteiner lief zu Beginn an vorderster Front. Dann ließ sie sich ans Ende des Feldes zurückfallen. Das war mit Trainer Ruggero Grassi abgesprochen, damit Silvia bei gleichmäßiger Schrittfrequenz Kraft sparen konnte. Erst ab der 4400 m-Marke ging vorne die Post ab.

"Das war heute super. Ich blieb lange am Ende des Feldes, hatte die Führende aber immer im Visier. Ich musste einige Schläge einstecken und einmal wäre ich beinahe gestürzt. Ich habe einfach versucht, so lange wie möglich an der Spitze dran zu bleiben. Am Beginn der Schlussrunde habe ich die Läuferinnen vor mir gezählt. Es waren acht. Ich sah die Portugiesin Moreira vor mir. Die wollte ich unbedingt schlagen. 250 m vor dem Ziel ist mir das auch gelungen. Und irgendwann sah ich auf der Zielgeraden auch noch Dibaba vor mir. Dass ich auch sie noch abfangen konnte, ist einfach unglaublich. Im Ziel war ich total fertig, aber das ist mir völlig egal."

Im RAI-Interview bedankte sich Weissteiner bei der Forstwache, ihrem Arbeitgeber, und dem italienischen Leichtathletikverband Fidal: Sie haben an mich geglaubt und haben mir ermöglicht, dass ich mich in Sterzing in Ruhe auf die WM-Vorbereitung konzentrieren konnte." Der größte Dank galt aber ihrem Trainer: "Dank Ruggero Grassi bin ich so gut gelaufen", so Weissteiner.

"Mit dieser Leistung ist Silvia endgültig in der Weltspitze angekommen. Für mich ist dieser siebte Platz wie ein WM-Titel. Silvia hat sowohl taktisch als auch mental bewiesen, dass sie eine klasse Athletin ist. Von ihr dürfen wir uns sicher noch Einiges erwarten", freute sich Landesverbandspräsident Armin Bonamico über das beste Südtiroler Ergebnis bei diesen Titelkämpfen.

 

Das Ergebnis

1 586 Vivian Cheruiyot KEN 14:57.97
2 590 Sylvia Jebiwott Kibet KEN 14:58.33
3 327 Meseret Defar ETH 14:58.41
4 330 Sentayehu Ejigu ETH 15:03.38
5 335 Meselech Melkamu ETH 15:03.72
6 585 Iness Chepkesis Chenonge KEN 15:06.06
7 518 Silvia Weissteiner ITA 15:09.74 (SB)
8 328 Genzebe Dibaba ETH 15:11.12
9 1021 Jennifer Rhines USA 15:11.63
10 740 Sara Moreira POR 15:12.22
11 567 Yuriko Kobayashi JPN 15:12.44 (SB)
12 571 Yurika Nakamura JPN 15:13.01 (PB)
13 922 Alemitu Bekele TUR 15:18.18 (SB)
14 483 Krisztina Papp HUN 15:20.36
15 895 Zakia Mrisho Mohamed TAN 15:31.73