Kirchler beweist starke Nerven

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Im sechsten und letzten Versuch des Diskuswerfens bei der Italienmeisterschaft schaffte Hannes Kirchler die von ihm geforderte 61-m-Weite. Mit 61,09 m holte er sich das Ticket für die Olympischen Spiele in Peking. Zweiter Star aus Südtiroler Sicht war Lukas Rifesser, der sich mit seinem Sieg über 1500 m den 800-m-Start in China gesichert haben sollte.
 



Vor der Titelkämpfe hatte der italienische Verband Hannes Kirchler unter Druck gesetzt: Goldmedaille mit 61 Metern oder aus der ersten Olympiateilnahme wird nix, hieß es am Nachmittag. Eine zweistündige Verschiebung des Wettkampfs hat den Druck zusätzlich erhöht. Zu allem Unglück musste Kirchler sich während des Wettkampfs die Ersatzschuhe von Stefano Lomater leihen, da seine eigenen ihm offenbar zu wenig Halt gaben.

Doch der 30-Jährige hielt dem Druck stand. Nach vier Würfen lag er zwar in Führung, allerdings mit einer Weite unter 60 Metern. Im fünften Versuch konnte sich Kirchler auf 60,04 m steigern. Damit war der Bann offensichtlich gebrochen, denn auf so einen Wurf hatte Kirchler aufgrund kleinerer Verletzungen mehr als zwei Monate gewartet. Die entscheidende Weite von 61,09 gelang im allerletzten Wurf. Damit hat Kirchler den geforderten Leistungsnachweis erbracht. Die Olympia-Norm hatte er bereits zu Beginn der Saison erbracht.

"Der Druck auf mich war unglaublich groß. Wenn ich ehrlich bin, war es irgendwie auch richtig so, denn nur wer mit dem Druck umgehen kann, verdient es sich in Peking dabei zu sein. Ich bin heilfroh, dass mir mit 61,09 m die geforderte Weite gelungen ist", so Kirchler.

Gemeinsam mit Alex Schwazer, Silvia Weissteiner, Christian Obrist und Kirchler hat der Leichtathletikverband Fidal auch Lukas Rifesser auf die Olympia-Teilnehmerliste gesetzt. Der 22-jährige Brunecker hat sich in Cagliari in Abwesenheit von Obrist den Titel über 1500 m gesichert. Für Olympia wurde er allerdings über 800 m nominiert – auch wenn er die geforderte Norm knapp verpasst hat. Für Rifesser waren die gute Zeit von Rom (1:46.12), das Halbfinale bei der Hallen-WM, Platz fünf im Europacup sowie sein noch junge Alter Ausschlag gebend. Am Mittwoch muss das nationale Olympische Komitee den Vorschlag der Fidal noch bestätigen.

Insgesamt gewann die Südtiroler bei den Italienmeisterschaften in Cagliari sieben Medaillen (2-3-2). Monika Niederstätter lief über 400 m Hürden in 58,38 Sekunden auf Rang drei. Für die neunfache Italienmeisterin aus Lana war es das erste Edelmetall nach der Babypause. Niederstätter wird wegen einer Achillessehnenreizung voraussichtlich die Saison vorzeitig beenden. Nach der Silbermedaille über 1500 m am Samstag kam Agnes Tschurtschenthaler (Forstwache) auch über 3000 m Hindernis auf den zweiten Platz, unmittelbar vor der für Sterzing startenden Micaela Bonessi. Bereits am Samstag hatte auch Lukas Lanthaler (SV Lana) im Zehnkampf die Silbermedaille gewonnen.

Einen starken Auftritt hatte auch Sabrina Mutschlechner vom SSV Bruneck. Die erst 18-jährige Olangerin kam über 400 m auf Rang fünf. In 54,88 lief sie neue persönliche Bestzeit. Die Medaillenränge verfehlte sie lediglich um 24/100. Mit neuer Bestzeit lief auch Peter Lanziner aus Truden über 3000 m Hindernis auf den fünften Platz.

 

Die Ergebnisse der Südtiroler am zweiten Tag:

400 m: 5. Sabrina Mutschlechner (SSV Bruneck) 54,88 (PB)
400 m H: 3. Monika Niederstätter (Forstwache) 58,38
400 m H: 8. Markus Crepaz (SSV Bruneck) 52,86; 9. Thomas Auckenthaler (LC Bozen) 53,16
3000 m Hindernis: 2. Agnes Tschurtschenthaler (Forstwache) 10:10.19; 3. Micaela Bonessi (SV Sterzing) 10:18.53
3000 m Hindernis: 5. Peter Lanziner (Quercia Rovereto) 8:57.72 (PB)
Diskus: 1. Hannes Kirchler (Carabinieri) 61,09 m
Speer: 7. Hubert Göller (AC '96) 64,28; 10. Paolo Valt (Carabinieri) 62,99


 

Die Ergebnisse der Südtiroler vom ersten Tag:

400 m: Sabrina Mutschlechner (SSV Bruneck) 55,39 (für Finale qualifiziert)
1500 m: 1. Lukas Rifesser (Heeressportgruppe) 3:45,65
1500 m: 2. Agnes Tschurtschenthaler (Forstwache) 4:19.52
5000 m: 6. Markus Ploner (SV Sterzing) 14:33.01
400 m H: Monika Niederstätter (Forstwache) 59,38 (für Finale qualifiziert)
400 m H: Markus Crepaz (SSV Bruneck) 52,48 (für Finale qualifiziert); 9. Thomas Auckenthaler (LC Bozen) 53,16
Stab: 4. Manfred Menz (SC Meran) 4,80 m
4 x 100 m: 9. Athletic Club ’96 (Putzu, Nardella, Veronese, Bertolone) 42,28
Zehnkampf: 2. Lukas Lanthaler (SV Lana) 6995 P.; 5. Thomas Gallizio (SV Lana) 6636; 6. Marco Colombo (Athletic Club’96) 6586.