Silvia Weissteiner hat ihr großes Ziel erreicht: Die Sterzingerin steht im WM-Finale über 5000 m. Mit einer starken Leistung schaffte die 28-Jährige in Osaka als Sechste des zweiten Zeitlaufs den Sprung unter die ersten 15. Das Finale findet am Samstag, 1. September, statt. |
Silvia Weissteiner hat sich ihren Traum vom WM-Finale erfüllt, und das sogar leichter als gedacht. Im zweiten Vorlauf über 5000 m belegte sie in 15.15,74 Minuten Platz sechs. Damit zog sie als insgesamt Elfte und drittbeste Europäerin in das Finale ein (Samstag, 13.30 Uhr MESZ)
Silvia Weissteiner hat bei einem Großereignis wieder einmal gezeigt, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Die nur 46 kg leichte Topathletin aus Gasteig (Ratschings) hat sich unerwartet leicht für das WM-Finale über 5000 m qualifiziert. Weissteiner ist erst die zweite Italienerin nach Roberta Brunet (1997), der dies gelingt. Die Dritte der Hallen-EM über 3000 m steht damit unter den besten 15.
An den Bestzeiten gemessen lag sie vor dem Rennen nur an 21. Stelle unter den 26 Gestarteten. Doch Silvia lief ein taktisch sehr kluges Rennen in dem sie zeigte, wie sehr sie in den letzten beiden Jahren gereift ist. Weissteiner lief von beginn an in der Spitzengruppe mit. Als Sechste ihres Laufes verpasste Weissteiner zwar die direkte Qualifikation für das Finale, doch als Zeitschnellste der übrigen Starterinnen ist es sich locker ausgegangen. Von den Europäerinnen waren nur die gebürtige Äthioperin Elvan Abeylegesse (Türkei) und die Britin Joanne Pavey schneller. In 15.15,74 erzielte sie ihre zweitschnellste je gelaufene Zeit, nur eineinhalb Sekunden über ihrer Bestmarke von 15.14,11. Abeylegesse sowie das Trio aus Äthiopien und aus Kenia gaben sich keine Blöße und belegten die vordersten Ränge.
„Mein Traum ist Wirklichkeit geworden“, strahlte Weissteiner nach dem Rennen. „Als ich nach 3000 Metern auf die Uhr blickte, und merkte, dass unser Lauf deutlich langsamer war als der erste, dachte ich, dass es sehr schwierig werden würde. Doch 250 Meter vor dem Ziel war ich mir sicher, dass es für das Finale reichen würde. Da habe ich nur noch versucht, Kräfte zu sparen. Dass ich dadurch eine neue Bestzeit verschenkt habe, kann ich problemlos verschmerzen.“
Trainer Ruggero Grassi war voll des Lobes über seinen Schützling. „Silvia hat die Taktik perfekt umgesetzt. Sie ist durchwegs auf der Innenbahn gelaufen. Sobald sich eine Lücke auftat, hat sie sofort probiert, Plätze gut zu machen. Das hatten wir so abgesprochen. Als sich Silvia bei Halbzeit des Rennens mehrmals an die Hüfte griff, habe ich mir keine Sorgen gemacht. Das hat sie öfters bei großen Rennen, wenn sie die Anspannung spürt. Sie hat in keiner Phase des Rennens müde gewirkt. Der letzte Kilometer (2.49 Min.) war sehr stark. Ich glaube, dass sie noch ein paar Reserven für das Finale hat. Für mich ist diese Leistung fast so viel wert wie die Bronzemedaille von Birmingham, auch wenn eine Medaille etwas ganz Besonderes ist.“
Jetzt gilt es Kraft zu tanken für das Finale am Samstag um 20.30 Uhr (13.30 Uhr MESZ): „Für mich ist es wie ein zweites Finale. Ich denke, dass ich noch Reserven habe und hoffe auf ein tolles Rennen und die bestmögliche Platzierung“, so Weissteiner.
Christian Obrist auf Platz 15
Christian Obrist hat das WM-Finale über 1500 verpasst. Im zweiten Halbfinale belegte er in 3.42,93 Minuten den zehnten Platz und belegte damit den 15. Endrang. Bei der WM 2003 in Paris scheiterte er ebenfalls im Halbfinale. Obrist ist damit fünftbester Europäer.
„Platz 15 bei einer Weltmeisterschaft ist ein gutes Resultat“, versuchte sich Obrist zu trösten. Gut zwei Stunden nach dem Halbfinal-Aus über 1500 m war die erste Enttäuschung schon etwas verfolgen. Dabei war die Finalchance so groß wie noch nie. Obrist ist in der Form seines Lebens und nach dem langsamen ersten Halbfinale war klar, dass aus dem zweiten Lauf sieben der zwölf Konkurrenten ins Finale einziehen würden. „Ich bin gut weggekommen und habe mich sofort an den Spanier Casado geheftet. Doch bereits nach wenigen Sekunden wäre ich bei einem Rempler beinahe zu Sturz gekommen. Danach war ich verkrampft und habe lange gebraucht bis ich wieder meinen Rhythmus finde“, erzählt der zweifache EM-Siebte, der bei dieser EM übrigens der fünftbeste Europäer war. Insgesamt wurde Obrist mindestens dreimal „geschubst“. Wenn bei Großereignissen die Ellebogen herausgefahren werden, dann muss der schmächtige Brixner immer einstecken.
Nach einer relativ schnellen ersten Runde (57,95 sec) wurde der Rhythmus etwas langsamer. „Wahrscheinlich sogar zu langsam“, vermutet Obrists Trainer Ruggero Grassi, „denn die Folge war dann eine plötzliche Temposteigerung und ein lang gezogener gleichmäßiger Sprint und den mag Christian nicht so gerne.“ Nach etwa 900 Metern hat sich Obrist auf Rang fünf vorgearbeitet und eine gute Ausgangsposition für die Schlussrunde gesucht. „Ich musste auf die dritte Bahn ausweichen. In der Schlussrunde hatten die Gegner dann einen Gang mehr zur Verfügung. Mir ist auf der Zielgeraden das Benzin ausgegangen“, so Obrist. Seinen Lauf gewann Titelverteidiger Rashid Ramzi (Bahrain) in 3.40,53. Obrist belegt in 3.42,93 Rang zehn. Zum Finaleinzug wären 3.41,17 nötig gewesen. Damit bleibt Gennaro Di Napoli (1991 und 1993) der einzige Italiener, der je ein WM-Finale über 1500 m erreicht hat.
Das WM-Fazit von Obrist fällt trotz verpasstem Finale positiv aus: „Natürlich war ich im ersten Moment enttäuscht, weil ich an das Finale geglaubt habe. Aber immerhin habe ich eine Runde überstanden.“ Am 9. September möchte Obrist beim IAAF-Meeting in Rieti eine schnelle Zeit hinlegen. „Ich bin voll motiviert, denn so gut war ich noch nie in Form“, sagt der WM-15.